Herr M.Sc. Jonas Thiel mit dem IHK Studienpreis 2022 ausgezeichnet

Der mit 2.000 € dotierte IHK-Studienpreis 2022 geht an Herrn M.Sc. Jonas Thiel für seine Masterarbeit „Ökobilanzielle Untersuchung von mineralischen Ersatzbaustoffen in Urbaner Grüner Infrastruktur“, die Frau Prof. Dr. Schneider und Herr Prof. Dr.-Ing. Schwerdt vom Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit betreut haben.

Mit diesem Preis werden wissenschaftliche und anwendungsorientierte Arbeiten ausgezeichnet, die einen Beitrag zur künftigen Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft leisten. Die Verleihung des Preises fand im Rahmen eines Festaktes am 08.12.2022 bei der IHK Magdeburg statt. Herr M.Sc. Jonas Thiel hat mit der Masterarbeit den Abschluss im Studiengang Ingenieurökologie erworben und ist nun bei einem Ingenieurbüro in Magdeburg im Themenfeld Flächenrecycling und Altlastensanierung tätig. Die Masterarbeit bildete eine der Pilotarbeiten im Themenfeld Grüne Infrastruktur der Arbeitsgruppe Ingenieurökologie und war Bestandteil des Projektes Recycle-Bionet “Ersatzbaustoffe in bautechnischen Biotopnetzelementen der Urbanen Grünen Infrastruktur: Machbarkeit, Ökobilanzierung und Ökosystemleistungen”, welches vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) Sachsen-Anhalt finanziert wird.


Gegenstand der Masterarbeit ist eine interdisziplinäre Bewertung der Nutzung von Mineralischen Ersatzbaustoffen (MEB) in Urbaner Grüner Infrastruktur und deren Ökobilanzierung, d.h. die Umweltauswirkungen auf der Basis einer Lebenszyklusanalyse auf Grundlage der DIN EN ISO 14040/14044. Dabei wurden unter Einbezug der rechtlichen Grundlagen, der Eigenschaften der betrachteten MEB und bereits vorliegender Forschungsergebnisse die Substitutionsmöglichkeiten von Primärrohstoffen in Dachbegrünung, Grüngleisen, Kunststoffbewehrten Erdkörpern und begrünten Gabionen untersucht. Neben dem Transport wurde bei den Primärrohstoffen insbesondere der Aufbereitungs- und Gewinnungsprozess untersucht. Die betrachteten Materialien umfassen Sekundärbaustoffe (Betonrecycling, Ziegelbruch, Porenbetonbruch, Schaumglasschotter, Gleisschotter, Schlacken und Aschen aus der thermischen Abfallbehandlung sowie Schlacken aus der Eisen- und Stahlerzeugung) sowie zum Vergleich Primärbaustoffe (Sandstein, Marmor, Bims, Lava, Basalt und Basaltlava). Die im Rahmen der Ökobilanzierung betrachteten Wirkungskategorien umfassen die üblichen Kategorien, d.h. Klimaänderung (Treibhausgaseffekt), abiotischer Ressourcenverbrauch, stratosphärischer Ozonabbau, photochemische Oxidantienbildung, Feinstaubbildung, Versauerung, Eutrophierung und Toxizität (Humantoxizität und Ökotoxizität).


Die wichtigste Erkenntnis der vorliegenden Masterarbeit ist, dass der Einsatz von Primärroh-stoffen und MEB eng mit der Verfügbarkeit und geographischen Lage des Einbauortes verknüpft ist. Es erscheint aus ökobilanzieller Sicht nicht förderlich, MEB über weite Strecken zu befördern, wenn in unmittelbarer Nähe ein gleichwertiger Baustoff aus einer Primärquelle gewonnen wird. Gleichzeitig sollte die Verfügbarkeit von potenziell verwendbaren MEB vor einer überregionalen Beschaffung von Primärrohstoffen überprüft werden.


Sowohl der Anspruch der Arbeit als auch der fachliche Schwierigkeitsgrad war außerordentlich hoch. Im Rahmen des Masterstudiengangs "Ingenieurökologie" an der Hochschule Magdeburg-Stendal hat die Masterarbeit einen besonderen Stellenwert, da die integrative Betrachtung ökologischer und bautechnischer Problemstellungen den Zielstellungen der Ingenieurökologie entspricht. Die Notwendigkeit der Grünen Infrastruktur in den europäischen Städten wurde bereits in der EU-Biodiversitätsstrategie von 2013 festgeschrieben und in der aktualisierten EU-Biodiversitätsstrategie von 2021 noch einmal betont.


Das Interesse regionaler und überregionaler wirtschaftlicher Akteure an diesem Themenfeld ist enorm, da aufgrund der Bauaktivitäten in Deutschland eine große Materialnachfrage besteht. Im Rahmen der Recherchen zur Masterarbeit stieß Herr Thiel auf enormes Interesse aus der Baumaterial- und Recyclingbranche an den Ökobilanzen. Ihm wurde von verschiedenen Unter-nehmen mitgeteilt, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Klima- und Ressourcendiskussion auch in der Branche an der Erstellung der Ökobilanzen gearbeitet wird, was zur Versachlichung der Diskussion beiträgt.
Die IHK Magdeburg würdigte mit der Auszeichnung das kreative Potenzial, den Anspruch und den Praxisbezug der Arbeit. Herzlichen Glückwunsch!

Ingenieurökologische Vereinigung e.V. 2023